Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.  Markus 16, 6   Entsetzen   und   Furcht   sind   im   Markusevangelium   die   zentralen   Gefühle   angesichts   der Auferstehungserfahrung. Die   drei   Frauen,   die   am   Ostermorgen   zum   Grab   kommen,   finden   dieses   offen   vor   und   entdecken   statt   dem   er- warteten   Leichnam   des   gekreuzigten   Jesus   im   Grab   einen   Jüngling   in   weißem   Gewand   sitzen.   Und   Markus beschreibt   ihre   unmittelbare   Reaktion   mit   den   Worten:   „und   sie   entsetzten   sich“   (V.5).   Der   Schock   war   den Frauen   offenbar   derart   ins   Gesicht   geschrieben,   dass   der   Engel   direkt   auf   ihr   Erschrecken   reagiert:   „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ (V.6) Die   beiden   Marias   und   Salome   sind   so   geschockt,   dass   sie   kaum   mitbekommen,   dass   ihnen   der   Engel   noch aufträgt,   diese   gute   Botschaft   an   die   anderen   Jünger   Jesu   zu   überbringen.   Und   dass   sie   nach   Galiläa   gehen sollen,   um   dort   den Auferstanden   zu   sehen,   das   scheinen   sie   ebenfalls   angesichts   ihres   Erschreckens   überhört zu   haben.   Denn   Markus   schildert   anschließend   keine   Freude   der   Frauen,   sondern   dass   sie   voll   Zittern   und Entsetzen von dem Grab fliehen und niemandem etwas davon erzählen, weil sie sich fürchten (V.8). Mit   dieser   Feststellung   endete   ursprünglich   das   Markusevangelium.   Alle   folgenden   Verse   finden   sich   erst   in späteren   Handschriften   und   sind   offenbar   eine   später   angefügte   Zusammenfassung   der   in   anderen   Evangelien überlieferten   Ostererzählungen.   Die   gute   Botschaft   bleibt   am   Ende   des   ursprünglichen   Markusevangeliums ungesagt, weil der Schrecken über das Osterereignis zu groß war und mehr Furcht als Freude auslöste. Wie   kann   das   sein?   Wie   ist   dann   die Auferstehungsnachricht   zu   den   Jüngern   gelangt,   wenn   die   Frauen   sie   nicht weitergesagt   haben?   Genau   diese   Frage   will   der   Verfasser   offenbar   seinen   Leserinnen   und   Lesern   vorlegen: Was passiert, wenn die Osterbotschaft nicht weitergegeben wird? Dann   bleibt   es   bei   Furcht   und   Schrecken.   Dann   gibt   es   statt   Hoffnung   und   Freude   nur   die   ängstliche   Flucht angesichts    des    offenen    Grabes.    Dieser    überraschende    Schluss    ist    eine    didaktische    Meisterleistung    des Evangelisten.    Er    macht    allen,    die    sein    Evangelium    bis    zu    diesem    überraschenden    Ende    gelesen    haben, deutlich, dass nun sie gefordert sind. Die   Botschaft   von   dem,   was   Gott   mit   der   Auferweckung   des   Gekreuzigten   getan   hat,   muss   doch   weitergesagt werden.   Nur   so   kann   die   gute   Nachricht   unter   die   Leute   kommen,   dass   der   Tod   nicht   das   Ende   ist.   Nur   so können alle erfahren, dass Gottes Macht sogar größer ist als der Tod. Mit   seinem   überraschenden   Evangeliumsschluss   nimmt   Markus   seine   Leserinnen   und   Leser   gleichsam   in   die Pflicht.   Ab   jetzt   kommt   es   auf   jeden   an,   der   weiß,   was   an   Ostern   passiert   ist.   Ab   jetzt   darf   niemand   mehr schweigen.   Die   frohe   Botschaft   von   der   Auferstehung   Jesu   muss   in   die   Welt,   damit   es   nicht   bei   Furcht   und Zittern   bleibt,   sondern   Menschen   ermutigende   Erfahrungen   mit   dem   Gott   machen   können,   der   in   der   Osternacht den Tod überwunden hat. Das ist der bis heute notwendige Auftrag für alle, die aus Überzeugung Ostern feiern.   Autor: Prof. Dr. Ralf Dziewas
116 Jahre Leben finden - Gemeinschaft erfahren
  Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.  Markus 16, 6   Entsetzen   und   Furcht   sind   im   Markusevangelium   die   zentralen   Gefühle angesichts    der    Auferstehungserfahrung.    Die    drei    Frauen,    die    am Ostermorgen     zum     Grab     kommen,     finden     dieses     offen     vor     und entdecken   statt   dem   er-   warteten   Leichnam   des   gekreuzigten   Jesus   im Grab   einen   Jüngling   in   weißem   Gewand   sitzen.   Und   Markus   beschreibt ihre   unmittelbare   Reaktion   mit   den   Worten:   „und   sie   entsetzten   sich“ (V.5).    Der    Schock    war    den    Frauen    offenbar    derart    ins    Gesicht geschrieben,    dass    der    Engel    direkt    auf    ihr    Erschrecken    reagiert: „Entsetzt   euch   nicht!   Ihr   sucht   Jesus   von   Nazareth,   den   Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ (V.6) Die    beiden    Marias    und    Salome    sind    so    geschockt,    dass    sie    kaum mitbekommen,   dass   ihnen   der   Engel   noch   aufträgt,   diese   gute   Botschaft an   die   anderen   Jünger   Jesu   zu   überbringen.   Und   dass   sie   nach   Galiläa gehen   sollen,   um   dort   den   Auferstanden   zu   sehen,   das   scheinen   sie ebenfalls    angesichts    ihres    Erschreckens    überhört    zu    haben.    Denn Markus   schildert   anschließend   keine   Freude   der   Frauen,   sondern   dass sie   voll   Zittern   und   Entsetzen   von   dem   Grab   fliehen   und   niemandem etwas davon erzählen, weil sie sich fürchten (V.8). Mit   dieser   Feststellung   endete   ursprünglich   das   Markusevangelium. Alle folgenden   Verse   finden   sich   erst   in   späteren   Handschriften   und   sind offenbar    eine    später    angefügte    Zusammenfassung    der    in    anderen Evangelien   überlieferten   Ostererzählungen.   Die   gute   Botschaft   bleibt am   Ende   des   ursprünglichen   Markusevangeliums   ungesagt,   weil   der Schrecken   über   das   Osterereignis   zu   groß   war   und   mehr   Furcht   als Freude auslöste. Wie   kann   das   sein?   Wie   ist   dann   die   Auferstehungsnachricht   zu   den Jüngern   gelangt,   wenn   die   Frauen   sie   nicht   weitergesagt   haben?   Genau diese   Frage   will   der   Verfasser   offenbar   seinen   Leserinnen   und   Lesern vorlegen:   Was   passiert,   wenn   die   Osterbotschaft   nicht   weitergegeben wird? Dann   bleibt   es   bei   Furcht   und   Schrecken.   Dann   gibt   es   statt   Hoffnung und   Freude   nur   die   ängstliche   Flucht   angesichts   des   offenen   Grabes. Dieser   überraschende   Schluss   ist   eine   didaktische   Meisterleistung   des Evangelisten.    Er    macht    allen,    die    sein    Evangelium    bis    zu    diesem überraschenden   Ende   gelesen   haben,   deutlich,   dass   nun   sie   gefordert sind. Die     Botschaft     von     dem,     was     Gott     mit     der     Auferweckung     des Gekreuzigten   getan   hat,   muss   doch   weitergesagt   werden.   Nur   so   kann die   gute   Nachricht   unter   die   Leute   kommen,   dass   der   Tod   nicht   das Ende   ist.   Nur   so   können   alle   erfahren,   dass   Gottes   Macht   sogar   größer ist als der Tod. Mit   seinem   überraschenden   Evangeliumsschluss   nimmt   Markus   seine Leserinnen   und   Leser   gleichsam   in   die   Pflicht.   Ab   jetzt   kommt   es   auf jeden   an,   der   weiß,   was   an   Ostern   passiert   ist.   Ab   jetzt   darf   niemand mehr   schweigen.   Die   frohe   Botschaft   von   der   Auferstehung   Jesu   muss in    die    Welt,    damit    es    nicht    bei    Furcht    und    Zittern    bleibt,    sondern Menschen   ermutigende   Erfahrungen   mit   dem   Gott   machen   können,   der in    der    Osternacht    den    Tod    überwunden    hat.    Das    ist    der    bis    heute notwendige Auftrag für alle, die aus Überzeugung Ostern feiern.   Autor: Prof. Dr. Ralf Dziewas
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