Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und
das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.
Hesekiel 34, 16
Liest
man
den
Vers
für
den
Monat
November
nach
der
Lutherbibel,
stößt
man
auf
eine
vertraute
Botschaft: Gott wendet sich dem Verlorenen, Verirrten und Verwundeten zu.
Kennen wir. Wer halbwegs mit biblischen Texten vertraut ist, den überrascht diese Aussage nicht.
Monatssprüche
haben
es
aber
manchmal
in
sich.
Besonders
dann,
wenn
sie
Entscheidendes
weglassen.
Der
Vers
geht
nämlich
folgendermaßen
weiter:
„Was
aber
fett
und
kräftig
ist,
werde
ich
vernichten;
ich
werde
sie
weiden
und
für
Recht
sorgen.“
So
unverblümt
die
Zürcher
Bibel.
In
der
Lutherübersetzung
2017
ist
immer
noch
zu
lesen,
dass
Gott
auch
das
Starke
und
Fette
behüten
will.
Das
ist
eine
Interpretation,
die
am
hebräischen
Begriff
und
am
gesamten
Kapitel
34
des
Buches
Ezechiel
vorbeigeht.
Dem
Prophet
Ezechiel
zufolge
will
Gott
das
in
diesem
Fall
nämlich
nicht.
Der
Grund
dafür
ist
eine
eklatante
Ungerechtigkeit:
Benachteiligte,
Arme,
Kranke,
Menschen
mit
schlechten
Ausgangsbedingungen
werden
um
ihr
Recht
gebracht.
Mit
wechselnden
Bildern
macht
der
Propheten
schonungslos
auf
ein
massives
gesellschaftliches
Ungleichgewicht
aufmerksam.
Es
gibt
Hirten,
die
sich
selbst
weiden,
das
fette
Fleisch
und
die
Wolle
für
sich
behalten
(V.
3-4).
Und
es
gibt
gut
genährte
Schafe,
die
den
anderen
die
Weide
zertrampeln und das klare Trinkwasser verunreinigen (V. 18-19).
Gier,
rücksichtsloser
Eigennutz,
Gleichgültigkeit
–
eine
unselige
Melange
aus
diesen
Antreibern
bringt
Menschen
dazu,
rücksichtslos
im
Übermaß
für
sich
selbst
zu
sorgen.
Auf
Kosten
anderer.
Eine
Selbstbezogenheit,
die
vor
allem
um
sich
kreist,
alles
für
sich
will,
stets
auf
den
eigenen
Vorteil
bedacht
ist,
nervt
Gott.
Deswegen
will
er
das
Fette
vernichten
und
für
Recht
sorgen.
Starke
Worte!
Welche
davon
gelten mir?
Die
gute
Nachricht:
Gott
selbst
nimmt
sich
seiner
Herde
an.
Damals
so,
dass
er
die
Hirten,
die
sich
selbst
weiden
durch
den
König
David
und
seine
Nachfolger
ersetzt.
Ihre
Herrschaft
wird
daran
gemessen,
inwieweit
sie
für
Recht
und
Gerechtigkeit
sorgen.
Auch
heute
nimmt
sich
Gott
seiner
Herde
an.
Und
er
freut
sich
über
Leute,
die
barmherzig
und
großzügig
Andere
im
Blick
haben;
die
von
Herzen
gerne
geben;
die
nicht
anden
eigenen
Vorteil
denken,
sondern
das
Wohl
anderer
fördern;
die
Selbstbezogenheit
durch
Menschfreundlichkeit
ersetzen.
Kurz:
den
eigenen
Besitz
und
ihre
Möglichkeiten
nutzen,
um
anderen
in
Schwierigkeiten
und
Not
zu
helfen.
Diese
Menschlichkeit
ist
ganz
in
Gottes
Sinn.
Jetzt
weiß
ich,
welche
Worte mir gelten. Und du?
Autor: Prof. Dr. Oliver Pilnei
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